An manchen Tagen ist einfach der Wurm drin. Nichts will gelingen (ich schreibe das extra so, überzeugt davon, dass sich Welt und Universum gegen mich verschworen haben). Der Kaffee ist alle (das Klopapier auch), alle schönen Anziehsachen sind in der Wäsche, die Nacht war viel zu kurz (fünf Stunden Schlaf oder weniger reichen einfach nicht aus, um den Tag ohne grausame Zwischenfälle (in der Vorlesung einschlafen, die schlechte Laune an den Mitbewohnern auslassen, die Welt wahnsinnig ungerecht finden und sich in Selbstmitleid verlieren) zu überstehen. Lasse ich mich davon unterkriegen?!
Ja.
Immer so zu tun, als ob man stark ist, nervt! Genauso wenig sollte man sich dazu zwingen, fortwährend gute Laune zu verbreiten. Manche Tage sind eben einfach [füge Schimpfwort deiner Wahl ein]. Da hilft noch nicht mal mehr Schokolade (ja, soweit ist es schon gekommen). Richtig dramatisch wird es aber erst, wenn Frust und Stress schon vorher an der Seele geknabbert haben. Ach was, geknabbert. Wenn man nicht aufpasst, kriechen die in einen rein und höhlen innen alles aus. Irgendwann lässt dann die eigene Kraft nach. Und man ist wortwörtlich mit den Nerven am Ende. Stellt euch mal einen Fahrradreifen vor (von mir aus auch einen Autoreifen), der bis zum Zerplatzen mit Luft gefüllt ist. Die Luft will nach draußen, aber erst wenn ein besonders spitzer Stein die Hülle verletzt, kann sie entweichen. PENG! Der Reifen platzt. Wie das dünne Nervenkostüm. Alles will raus: Wut, Ärger, Angst. Dann wird rumgeschrien. Gebrüllt und geweint. Im Moment tut das gut, später ist es einem vielleicht peinlich. Aber raus musste es trotzdem. Der Reifen wäre mit der Zeit sowieso immer dünner geworden.
Gefühle gelangen manchmal in unangenehmen Situationen an die Oberfläche. Schämt euch nicht deswegen. Oh, dazu fällt mir noch eine kleine Geschichte ein. Vor einiger Zeit bekam ich, auf dem Weg von der Uni zurück nach Hause, furchtbare Bauchschmerzen. Ich wusste nicht recht, was ich tun sollte. Und weil es so weh getan hat und ich ziemlich verzweifelt war, habe ich in der Straßenbahn angefangen zu weinen. Die Menschen um mich herum haben geschaut, aber niemand hat etwas gesagt oder getan. Bis auf diesen Mann, mittelgroß, um die 30/40/50 (ich bin ganz schlecht im Schätzen), wahrscheinlich mit Familie aus dem Nahen Osten. Der ist aufgestanden, hat mir seinen Platz überlassen, ein Taschentuch herausgekramt und es mir in die Hand gedrückt.
3 Antworten zu “Von Frust, Wutausbrüchen und Bahnfahrten”
Liebe Katinka
Der Winter ist bei mir die Jahreszeit der negativen Emotionen. Ich lerne immer noch, damit umzugehen. Was mir hilft, ist einerseits Sport, andereseits aber einfach das Wissen, dass das Leben nur scheisse ist, wenn ich es so ansehe. Dass ich mich dazu entscheiden kann, dass es mir wieder gut geht. Klar, das braucht Willenskraft, die man manchmal nicht von alleine aufbringen kann. Manchmal braucht es einen Anstoss von aussen. Aber je häufiger es gelingt, die negativen Emotionen zu bekämpfen, bevor sie sich ihren Weg an die Oberfläche kämpfen konnten, desto einfacher wird es. Und ein Gefühlsausbruch ab und zu gehört einfach dazu – schliesslich sind wir alle menschlich 🙂
Alles Liebe
Zoey
Ja, genau!! Das ist eine ganz wichtige Erkenntnis: Ich kann mich bewusst dafür entscheiden, positiv zu denken. 🙂 Und oft klappt das auch! Man muss sich „nur“ einen Ruck geben. Danke für deine Gedanken 😉
Liebe Hannah (und lieber Joshua L.)
so was „Unerhörtes“ (Grins) – den Frust mancher Tage aus dem Leib brüllen und (harmonische) Bilder aus dem warmen Süden dazu zeigen, die mit dem Wintersturm Friederike mit all seinen Fratzen (ein Toter in allernächster Nähe) so gar nichts zu tun haben.
Heute ist so ein „Brülltag“ – es ist sicher kein Zufall, dass gerade HEUTE das das Thema in Deinem Blog ist, Du kluge Hannah. Selbst der Titel „Bahnfahrten“ passt – Johanna kam heute Nachmittag mit little Lea von Erfurt nicht weiter.
Fühlt Euch beide umarmt
von Matze