Es gibt immer wieder Momente (im Leben – eigentlich wollte ich das gar nicht schreiben, es klingt pathetisch), in denen ich nicht weiterweiß. Das fühlt sich so an, als ob der Zug, in dem ich sitze, nicht geradeaus, sondern mit gleichbleibender Geschwindigkeit im Kreis fährt, um schließlich und plötzlich mit lautem Quietschen abzubremsen. Vor einer massiven Wand, die innerhalb von kürzester Zeit aus dem Boden gewachsen ist (wirklich, eben war die noch nicht da). Erst wird mir schwindelig, und dann schlecht. (Jetzt fällt mir auf: Metaphorisch ließe sich dieser Gefühlszustand auch durchaus treffend mit der Fahrt in einer Achterbahn beschreiben.) Was das für Momente sind, ist hier erst einmal unwichtig. Die Frage ist doch: Was macht man, wenn der Zug schon gegen die Wand gefahren ist? (Ist er natürlich nicht, es fühlt sich nur so an.) Warten, bis die Übelkeit von allein verschwindet? Schließlich, und das ist es doch, was so unangenehm ist, weiß man nicht mehr weiter. Schluss. Aus. Ende. Das war’s. Von wegen Licht am Ende des Tunnels. Dahinten ist es sowas von tiefschwarz, nicht einmal eine Schleiereule würde sich hier noch zurechtfinden.
Ha, falsch! Gaaanz falsch. Es gibt sie nämlich gar nicht, die total auswegslosen Situationen. Reingelegt! Irgendwie, ja, irgendwie und irgendwo findet man eine Lösung. Immer. Auch, wenn man vom Gegenteil überzeugt ist. Sogar, wenn man eigentlich schon aufgegeben hat. Die Lösung kann versteckt sein, und bis man sie findet, kann es eine Weile dauern. Es ist allerdings möglich, diesen Prozess zu verkürzen. Wenn man a) Hilfe annimmt, b) sich für sich selbst einsetzt, das heißt, wenn man dafür kämpft, etwas zu verändern und c) ernsthaft daran interessiert ist, den Zug wieder fahren zu lassen. Versteht ihr? Das, worauf es dann ankommt, ist nicht unbedingt das Problem. Die Art und Weise mit ihm umzugehen kann alles verändern. Was ich damit sagen will: Verliert nie den Mut. Ihr könnt das schaffen, wenn ihr wollt.
Ich jedenfalls bin gespannt, bei welcher Station ist als nächstes aussteige. Mein Zug fährt im Moment ziemlich langsam, und ich habe das Gefühl, er könnte jeden Moment stehenbleiben. Aber ich weiß, dass ich davor keine Angst haben muss. Denn mit einem kleinen Ruck wird sich der Zug immer wieder in Bewegung setzen – wenn ich soweit bin.
2 Antworten zu “Von Zügen, Schleiereulen und dem Licht am Ende des Tunnels”
Liebe Hannah,
schön, wie Du den Kampf gegen den „November-Blues“ beschreibst. Er ist nicht immer einfach. Ich hätte ihn fast verloren. Aber es gab genügend „Laternen“.
Er ist oft sogar sehr schwer. Und echt voll ätzend. Aber es ist genau, wie du sagst: Es gibt genügend Laternen. 🙂 Dicke Umarmung!