Bunte Blätter, Regenwetter | Outfit (oder: von MODE, STIL und anderen Kontroversen)


Als wir durch den Park spazierten, eine hübsche Stelle zum Fotografieren suchten und meine gute Freundin schließlich die Kamera aus ihrer Tasche holte, fragte sie mich, über welches Thema ich denn später schreiben wolle.

Gute Frage.

Normalerweise entscheide ich das spontan. Und normalerweise schreibe ich dann gar nicht über Mode (oder Stil oder Trends), sondern über etwas, das mich sehr beschäftigt. Nun ist es aber genau das, was mich gerade beschäftigt, und so wird dieser Beitrag wohl eine kleine Sammlung von Gedanken, die zusammengesetzt (wie zu einem Mosaik) das ergeben, was Mode für mich ist. Ein Durcheinander, aus dem ich immer wieder einzelne Teile herausfischen und dann neu zusammenfügen kann.

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Manchmal ist das Ergebnis ein bisschen zu gewagt (im Nachhinein und mit Abstand betrachtet), aber dieses Herumexperimentieren macht Spaß und mittlerweile kann mich keiner (mehr) davon abhalten, geringelte Strumpfhosen in Kombination mit Latzhose und Kurzmantel zu tragen. Überhaupt stelle ich fest: Spannend ist Mode nicht wegen einzelner hübscher Kleidungsstücke. Deren Montage ist das, was fasziniert.

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Kuschelpullover mit Rollkragen, dicke gemusterte Strumpfhosen (die sind einfach so viel bequemer als Jeans!! manchmal tun mir die Männer leid), (hier unsichtbare) Jeans-Shorts, Overknee-Stiefel und eine Jacke, um die Taille geknotet. Passt doch ganz gut zusammen, finde ich. Was meint ihr? Über Geschmackt lässt sich sehr wohl streiten. Macht allerdings keinen Spaß und zu einem Ergebnis kommt man selten. Was wir als schön empfinden oder nicht, hängt vom eigenen Stil (und gesellschaftlichen Idealen) ab, wobei ich es überflüssig finde, darüber zu diskutieren, ob manche Menschen mehr oder weniger Stil haben. Vielleicht besitzt der eine mehr Gespür für Ästhetik als der andere, aber auch das liegt – hier wortwörtlich – im Auge des Betrachters.

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Manchmal ist Mode nur Mittel zum Zweck. Wenn es draußen eiskalt und dunkel ist, ziehe ich einen weiten, weichen und dicken Pullover an, in den ich mich einkuscheln kann. Wenn ich erkältet bin und mich schlapp fühle, am liebsten zu Hause bleiben und den ganzen Tag Tee trinken und Filme gucken würde, aber Veranstaltungen in der Uni besuchen muss, mache ich mich schick. Tatsächlich fühle ich mich dann gleich besser – frischer, ausgeruhter, (fast schon) bereit für alles, was ansteht. Wenn ich Sehnsucht nach Italien habe, trage ich mein Lieblingskleid, das mich dieses Jahr in einer kleinen Boutique in Rom gefunden hat (es war Liebe auf den zweiten Blick). Wenn die Temperaturen nach einem langen Winter endlich wieder über die 15-Grad-Grenze klettern, ziehe ich (und das ist fast schon ein feierlicher Moment) keine Jacke an. Lieber zwei Pullover übereinander. Aber keine Jacke. Wenn ich nach Hause komme, hole ich sofort irgendwas aus Wolle aus dem Kleiderschrank. Wollsocken, Wollpullover, egal. Zum Wohlfühlen. Und darum geht es doch auch: Wir kleiden uns auf eine bestimmte Art und Weise, um uns wohlzufühlen.

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Mode ist, zu träumen. Im Moment träume ich von einer karamell-farbenen Lederjacke, Schal und Mütze in grau, aus kuscheliger Wolle, und einer klassischen Sonnenbrille (bitte ohne verspiegelte Gläser – glaubt mir, gar nicht so einfach zu finden). Haha, denkt ihr jetzt, da kann sie lange suchen. Verlasst euch drauf! Ich werde jeden Secondhand-Laden in Leipzig ausfindig machen, und irgendwann habe ich Glück. Obwohl, da fällt mir ein, einen tannengrünen Mantel habe ich bis jetzt auch noch nicht entdeckt. Egal, aufgeben ist keine Option! 😉 Die Kleidungsstücke meiner Träume habe ich meistens in irgendeinem Film gesehen, auf der Straße oder in einem Magazin. Manchmal durchforste ich stundenlang das Internet, nach diesem einen Rock zum Beispiel, dessen Farbe, Schnitt und Stil in meinem Lieblingsbuch beschrieben wird. Solche Kleidungsstücke zu tragen ist etwas ganz Besonderes. Weil sie das Lebensgefühl der Situationen, in denen ich sie zum ersten Mal gesehen oder von ihnen gehört oder gelesen habe, auf mich übertragen. Mit dem tannengrünen Mantel würde ich mich sofort viel erwachsener fühlen. Durch die Lederjacke wäre ich entspannter. Und dieser Rock, der würde mich mutig machen.

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Es kommt nicht nur darauf an, was wir kaufen. Wesentlich ist auch, wo wir kaufen. Secondhand-Läden habe ich erst vor Kurzem für mich entdeckt. Leider! Es macht so viel Spaß, endlose Reihen von Einzelstücken zu durchsuchen! In genau so einem Laden in Helsinki habe ich zum Beispiel den finnischen Pullover (der auf den Bildern zu sehen ist) gekauft, aber auch eine wunderschöne indische Tunika. Secondhand einzukaufen schont nicht nur die Umwelt (und in den meisten Fällen auch den Kontostand), ich habe das Gefühl, die Kleidungsstücke haben eine … naja, eine Seele. Eine Geschichte. Ja, so könnte man das sagen. Sie zu tragen ist ein ganz besonderes, schönes Gefühl.

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Tatsächlich ist es für mich ein Zeichen guten Geschmacks, weniger Kleidungsstücke in besserer Qualität zu kaufen. Wer mehr Abwechslung braucht, kann doch einfach unter Freunden tauschen! Oder eben alle möglichen Kombinationen ausprobieren. Und das macht, aus meiner Erfahrung, doch am meisten Spaß. 🙂

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Genug über mich. Und mein Modeverständnis. Was ist euer liebstes Kleidungsstück im Herbst? Genießt die Woche und macht es euch mit dem kuscheligsten Pullover, den ihr besitzt, gemütlich. Am besten auf der Couch mit einer großen Tasse Pfefferminztee (der am besten schmeckt mit viel Zucker und Zitrone). Bis zum nächsten Beitrag! Grüße ♥ Katinka


P.S.: Dies hier ist der 200. Beitrag. Ich danke allen, die mit mir zusammen (weiter-) träumen und (kritisch) kommentieren. Ihr seid große Klasse. ♥ Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Auf die nächsten hundert Beiträge. Over and out.


5 Antworten zu “Bunte Blätter, Regenwetter | Outfit (oder: von MODE, STIL und anderen Kontroversen)”

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