„One of the most important undertakings of our life“ | Gastbeitrag


Na ihr? Wie geht’s euch? (Mein kleiner Bruder würde jetzt fragen: Alles frisch im Gebüsch? Alles hot im Kompott? Dass ich dies gerade in einen Blogpost schreibe beweist, was für eine blöde Idee es ist, um halb sieben Uhr früh aufzustehen. Ohne Kaffee im Haus. Na dann gute Nacht, Marie.) Da auf dem Blog momentan Stillstand herrscht (momentan!! mit noch mehr Ausrufezeichen!!! bald geht’s wieder regelmäßiger weiter), ein bisschen Abwechslung bekanntlich gut tut und ich sehr kluge Freunde habe, die ebenso viel Spaß am Schreiben haben wie ich, folgt ein Gastbeitrag. Von der wunderbaren Morven. 🙂 Sie beschreibt Situationen, die ich gut kenne, fürchterlich Angst einjagen können aber mit ein paar Tricks zu bewältigen sind. Wie? Weiterlesen! Viel Spaß dabei und bis ganz bald ♥ Katinka


Mein Herz klopft. Schnell und kräftig, die Schläge vibrieren durch meinen Körper. Ich habe ein flaues Gefühl im Bauch. Meine Hände schwitzen und ich spüre, dass mein Kopf, besonders meine Ohren heiß werden. Sämtliche Muskeln scheinen angespannt zu sein.

Ich bin aufgeregt, nervös, habe Angst vor dem, was da kommt. Prüfungen, Wettbewerbe, Aufritte vor mehreren Menschen, zum Beispiel als Solist in einem Konzert oder als Redner bei einer wichtigen Veranstaltung – diese Dinge können häufig Nervosität hervorrufen. Es ist die Angst vor dem Unbekannten, dem noch nicht Erlebten und die Angst, dass man mit der Situation nicht umgehen kann und möglicherweise versagt, die uns lähmt. Jeder erfährt sie auf andere Art und Weise – der Eine oft und stark, der Andere fast nie. Nun, Letzteren beneide ich.

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Was mich betrifft, gibt es verschiedene Stufen. Mäßig schnelles bis sich überschlagendes Herzklopfen, verschieden Grade von Flauheit in der Magengegend. Am schlimmsten war es bisher einmal am Morgen vor meiner Fahrprüfung. Mir war so schlecht vor Aufregung und ich musste mir ununterbrochen den Brechreiz ausreden. Hauptgrund für meine Angst war, dass ich mir hinter dem Lenkrad im Straßenverkehr noch überhaupt nicht sicher vorkam. Natürlich war da die Angst vor der unbekannten Situation, aber es bereitete mir mehr Sorgen, einen Fehler zu machen, der mich 1. durch die Prüfung fallen lassen würde und 2. möglicherweise andere Verkehrsteilnehmer behindern oder verletzen würde.

Bei diesem Punkt sollte Schluss sein.

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Sicher, ein wenig Nervosität und Aufregung können durchaus nützlich sein. Es ist ein natürlicher Schutzmechanismus unseres Körpers, der uns vor Gefahren warnt. Lasst ihn zu. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein wenig Adrenalin im Blut mir gewissermaßen einen extra „Kick“ gibt und mich anspornt mein absolut Bestes zu geben. Meine Aufmerksamkeit erhöht sich und ich bin in der Lage mehr zu leisten.

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Aber dann habe ich eben auch Situationen erlebt, in denen die Aufregung einfach nur hinderlich ist. Sobald einem schlecht wird (und eigentlich auch schon vorher, damit es gar nicht erst dazu kommt), sollte man versuchen eben dagegen anzukämpfen. Nichts ist so schlimm, wie man es sich vorher ausmalt. Ich meine hierbei natürlich keine ernsthaft lebensbedrohlichen Situationen wie Krieg, Verfolgungsjagden oder Krankheitsepidemien. Die sind wirklich so schlimm, da gibt es nichts schönzureden. Nein, ich meine Telefonate, beispielsweise. Erste Begegnungen mit fremden Menschen. Jobinterviews. Small Talk. Das sind die Dinge, die bei mir oft Herzklopfen auslösen.

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Sicher ist meine Unsicherheit der Grund dafür. Ich kann nicht gut frei sprechen und Leute im Handumdrehen von mir überzeugen. Ich brauche Bedenkzeit, Vorbereitungszeit. Ich glaube zwar, dass ich gut mit Menschen umgehen kann, aber manchmal nicht gut genug mit meinen eigenen Interessen. Die können schon mal zu kurz kommen, da ich niemanden verletzen will. Aber das ist ein anderes Thema.

Was wichtig ist, um gegen übermächtig werdende Nervosität anzukommen, ist Rationalität. Führt euch die Situation, die euch erwartet, vor Augen. Was wird passieren? Was kann passieren? Was kann ich? Bin ich vorbereitet? Mein Fahrlehrer denkt ich bin bereit, er kann das einschätzen. Er wird die ganze Prüfung über neben mir sitzen, er wird den Verkehr keine Sekunde aus den Augen lassen. Er hat eine eigene Bremse. Und er denkt du bist bereit. Du bist bereit. Schlimmstenfalls fällst du durch. Dann machst du es eben nochmal. Das haben schon ganz andere und viele vor dir geschafft. Wär ja gelacht. Appelliert an euch selbst. Einfach nur im Kopf vor mich hinsagen „Reiß dich zusammen! Du wirst verdammt nochmal nicht draufgehen!“ wirkt meist Wunder.

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Wenn es um Telefonate geht, kann nun wirklich nichts Schlimmes passieren. Also ehrlich mal. Trotzdem sitze ich manchmal 20 Minuten da und starre das Telefon an, während ich darauf warte, dass der Anruf sich von selbst erledigt. Passiert leider nie. In solchen Situationen ist es glaube ich am besten, einfach zu machen. Nicht lange darüber nachzudenken, was alles gesagt und gefragt werden könnte, sondern sich einfach einen Ruck geben und auf den grünen Hörer drücken. Wie beim Sprung vom 5-Meter-Turm: kurz nach unten schauen ob niemand direkt darunter ist, durchatmen und springen. Das macht das Gespräch in meiner Erfahrung auch viel authentischer und angenehmer.

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Selbstbewusstsein vorzutäuschen kann auch ganz wunderbar funktionieren. „Fake it ‚til you make it“ passt hier aus seinem abstoßenden Zusammenhang (Donald Trump) gerissen ganz wunderbar. Der Gedanke stammt von der Schauspielerin Helen Mirren, die in einem Interview mal sagte: „If you do feel frightened or nervous or insecure – act as if you’re not. Just pretend you’re not. To yourself.“ Und es funktioniert wirklich. Setzt ein strahlendes, einnehmendes Lächeln auf; schaut den Menschen in die Augen, mit denen ihr redet; zeigt, dass ihr zuhört; seid im Hier und Jetzt und pfeift auf euren Magen, euer Herz, eure Hände.

The control and understanding of our personal fears is one of the most important undertakings of our life. ~ Helen Mirren


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