Von Rhabarberkuchen, Zimmerpflanzen und Melancholie


Mal ganz ehrlich (wirklich, wirklich ehrlich): Was möchtet ihr niemals in eurem Leben missen? Ist es die Schokolade mit ganzen Haselnüssen, der Geruch nach Schnee oder die Lieblingshose? Das erste Sommerwochenende, selbstgemachte Erdbeermarmelade oder eure Zimmerpflanze? (Meine habe ich Christopher getauft. Bis jetzt fühlt er sich sehr wohl in seinem, also meinem Zimmer. Mal sehen, wie viele Male ich vergessen kann, ihn zu gießen, bevor er sich ernsthaft beschwert.) Mir ist klar, dass es bedeutendere Dinge gibt als Erdbeermarmelade oder Zimmerpflanzen (entschuldige, Christopher): Familie und Freunde und gutes Essen. Aber wir schulden großartigen kleinen und manchmal auch unangenehmen „Nebensächlichkeiten“ ein Dankeschön. Fünf Dinge, die ich niemals missen möchte …

Den Streit. Wann soll ich sonst herumschreien, (so richtig) laut Türen zuknallen und (auch so richtig) wütend sein? Vom Autofahren mal abgesehen. So ein Streit wirkt Wunder. Später oder lieber früher kann man sich immer noch entschuldigen (für die ganzen un- oder angebrachten Gemeinheiten, die man dem Anderen an den Kopf geworfen hat: Blödmann, Warmduscher, Pizza-Rand-Liegenlasser). Ein Streit ist wie ein Sommergewitter. Erst wird es laut, dann noch lauter, schließlich schlägt der Blitz ein und am nächsten Morgen ist die Luft wieder frisch und sauber. Vorausgesetzt man verträgt sich wieder.

Den Rhabarber-Baiser-Kuchen von meiner Mama. Der eben nur richtig gut schmeckt, wenn meine Mama ihn gebacken hat. Noch warm aus dem Ofen und mit viel Schlagsahne, auf der Terrasse in der Sonne schmeckt er am besten. Am aller-aller-besten.

Die Melancholie. Ich mag sie nicht besonders gern, denn sie macht mich so … naja, sehnsüchig. Ich glaube, so kann man es nennen. Aber die Melancholie legt meine kreative Ader frei und lässt mich schreiben, malen, tanzen.

Eltern, die Recht haben. Und das haben sie meistens. Leider möchte man das im Alter von 15 Jahren noch nicht wahrhaben. Aber irgendwann kapiert man es. Eltern haben Recht, wenn sie sagen, dass man zu kalt angezogen ist, zu lange vor dem Computer gesessen hat oder die Hausaufgaben fertig werden sollten, bevor die Party anfängt.

Die Liebe. Die Liebe ist keinesfalls eine Nebensächlichkeit, versteht mich nicht falsch. Aber sie entwickelt sich zu einer, wenn wir nicht aufpassen. Ich liebe den Genuss, deswegen lebe ich bewusst. Ich liebe die Natur, deswegen schütze ich sie. Ich liebe es, zu verstehen, deswegen denke ich.


Eine Antwort zu “Von Rhabarberkuchen, Zimmerpflanzen und Melancholie”

  1. Ja man, du hast voll ins Schwarze getroffen mit diesem Eintrag. Ich HASSE diese Pizzarandliegenlasser!

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