Das Bewusstsein dafür, wie gut es uns geht, schwindet. GoldenMelancholy hat auf ihrem Blog 14 Fragen rund um’s Thema Dankbarkeit gestellt, um darauf aufmerksam zu machen. Ich möchte mich ihr anschließen. Aber vorher gibt’s noch einen Tagebucheintrag – aus dem Dezember! Er ist unter dem Berg von Entwürfen (nagut, weniger Berg, mehr Hügel) fast verloren gegangen.
9. Dezember 2015 ♦ 22:04 Uhr
Jammern soll ja gesund sein. Bis zu einem gewissen Maß. Also: Heute ist ein …..ß Tag. Beim Frühstück habe ich etwas Schlechtes gegessen. Ich konnte kein Yoga machen und mein Zeitplan ist völlig außer Kontrolle geraten (mimimimimi). Meine Hausaufgaben sind voll auf der Strecke geblieben. Ich habe Tonnen an Schokolade gegessen, obwohl mir schlecht war. Was dazu führte, dass mir noch schlechter wurde. Und jetzt, gerade eben, ist auch noch mein Schreibtischstuhl umkippt (mit mir oben drauf)! Ich kriege Lust, mich so richtig in Selbstmitleid zu suhlen. Es ist, als ob eine schwarze Gewitterwolke über mir schwebt und sich ununterbrochen abregnet. Mit kalten, nassen, ekligen Tropfen.
Schnell noch ein Stückchen Schokolade. Die steile Falte zwischen meinen Augenbrauen verschwindet zur Hälfte. Noch ein Stück … fast weg. Unsere Nachtbarn haben schon wieder ihre komische Lichterkette aufgehängt. Die ist so grell (und blinkt!), dass sich mein Zimmer nachts in eine Disko verwandelt. Aaargh. Ich hasse mein Leben.
So, jetzt ist Schluss. Überlegen wir mal, welche positiven Seiten mein Leben hat. 1 Ich habe unbegrenzten Zugang zu Schokolade. 2 Ich habe ein Dach über dem Kopf, immer genug zu essen und kann zur Uni gehen. 3 Ich habe unbegrenzten Zugang zu Schokolade.
P.S.: Ihr auch? Wir haben es ganz schön gut.
So gut, dass wir uns keine Sorgen um einen Schlafplatz, den leeren Magen oder Kälte machen müssen. Andere schon. Auch in Deutschland gibt es viele obdachlose Menschen und Familien, die ihre Stromrechnungen nicht bezahlen können.
Reichtum wird zu einer Selbstverständlichkeit, nein halt – für viele ist sie das längst. Wir nennen es nur nicht „Reichtum“. Reich sind die Fernsehstars, millionenschwere Unternehmer und Internetblogger, die ihr Hobby zum Beruf machen konnten. Alle anderen sind, naja, normal eben. Einmal im Jahr Urlaub. Vielleicht ein Haus mit Garten. Aber kein Swimmingpool im Keller und auch keine teuren Reisen nach Hawaii.
Da hat sich ganz schön was verschoben in unserer Wahrnehmung.
Einer von neun Menschen weltweit hungert. Jede Minute sterben zwei afrikanische Kinder an Malaria. 781 Millionen Menschen können nicht lesen und schreiben.
Ich bin dankbar dafür, dass ich noch nie in meinem Leben richtigen Hunger hatte. Ich bin dankbar für meine tolle Familie, dafür, dass ich studieren und jederzeit zum Arzt gehen kann. Ich bin dankbar dafür, nicht auf der Flucht zu sein, getrennt von meiner Familie und auf dem Weg in ein Land, dass mich geradewegs wieder zurück in den Krieg schickt. Es könnte ganz anders sein.
Wofür bist du dankbar?
Nun zu den 14 Fragen (in leicht abgewandelter Form):
Für welches Buch bist du dankbar? Die Mütter-Mafia von Kerstin Gier. Weil es mich fröhlich macht.
Für welche Fähigkeit bist du dankbar? Empathie.
Für welche Tradition bist du dankbar? Weihnachten. Weil die ganze Familie zusammenkommt, es Plätzchen ohne Ende und Geschenke für alle gibt.
Für welche Kleinigkeit bist du dankbar? Schokolade (obwohl Schokolade als Kleinigkeit zu bezeichnen echt nen Ding ist).
Für welche Person in deinem Leben bist du dankbar? Da gibt’s zu viele.
Für welche Erfindung bist du dankbar? Wärmflasche. Nein, warte, die Kamera natürlich.
Für welchen Ort bist du dankbar? Mein Zuhause.
Für welches Nahrungsmittel bist du dankbar? Darf ich nochmal Schokolade sagen? Nein?
Für was, das du gelernt hast, bist du dankbar? Englisch, Arabisch, Deutsch.
Für welche Erinnerung bist du dankbar? Für die schlechten, in denen ich gerettet wurde und alle guten. Besonders gern erinnere ich mich an den Sommer. Jeden Winter.
Für was aus der Natur bist du dankbar? Regen und Schnee und Sonnenschein. Die Natur ist ein Wunder und ich bin dankbar dafür, dass wir sie noch nicht völlig zerstört haben.
Für welches Wissen bist du dankbar? Dass Mann und Frau und Transgender gleichberechtigt sind. Dass überhaupt alle Menschen gleichberechtigt sind. Außer Trump, dem sollte das Amt des Präsidenten der USA nachträglich verweigert werden. Dass der Mensch keine Maschine ist. Wie der menschliche Körper funktioniert. Wie Krankheiten behandelt werden können.
Für welches deiner Talente bist du dankbar? Genießen können, Leidenschaftlichkeit und Reflexivität.
Für welche Momente aus der letzten Woche bist du dankbar? Für die vielen kurzen, glücklichen Momente. 🙂
So, und jetzt seid ihr dran: Wenn ihr Lust habt, beantwortet die Fragen auf eurem Blog, in den Kommentaren oder nur für euch. Ich danke euch für’s Lesen. Grüße! ♥ Katinka
11 Antworten zu “Wofür bist du dankbar?”
Dankbar zu sein, ist immer toll- ich z.B bin für meinen Sohn dankbar- etwas Besseres, Schöneres, Tolleres gibt es für mich nicht. Dennoch ist es für alle andere Umstände nicht immer einfach dankbar zu sein, auch wenn man ein Dach überm Kopf, zu Essen, es warm hat – sollte man sich wirklich öfter bewusst machen- Glg Herta
… und sich das bewusst zu machen reicht oft schon aus, um das Leben ein kleines bisschen mehr zu genießen. 😉 Ganz liebe Grüße zurück!
Ja, stimmt! 🙂
Da bin ich ja froh, dann wird es auch mehr von dir zu lesen geben… ♥ Danke! ♥ 🙂
Du hast einen wunderschönen Blog ♥ Liebe deine Themen jetzt schon ♥ Ich folge dir ganz sicher, mach weiter so ! ♥
Liebe Cin ♥
Ich habe mich SO sehr über deinen Kommentar gefreut, das kannst du dir gar nicht vorstellen! Da steigt die Motivation um 100 Prozent 😉
Ich wünscht e ich wäre so weit wie du, aber ich stehe noch am Anfang… ♥
Hauptsache, es macht dir Spaß! Dann wird sich alles auch so entwickeln, wie du es dir wünschst 🙂
Danke, das gibt mir neuen Mut! ♥
Für welches Buch bist du dankbar?
Die Luther-Bibel.
Und Martin Walsers „Ein liebender Mann“. Warum? Lies es selbst…
Für welche Fähigkeit bist du dankbar?
Emotionale Intelligenz
Für welche Tradition bist du dankbar?
Jeden Tag das gemeinsame Abendessen in der Familie – VERLÄSSLICHER Kommunikationsort und –zeitpunkt für alle.
Und traditionelle Treffen mit lieben Freunden – Rhönwanderung, Seminargruppentreffen, Cousinentreffen, Joshuas Tauftag …
Für welche Kleinigkeit bist du dankbar?
Für die Spatzen, die unter unserem Dach brüten.
Und meine Stirnlampe.
Für welche Person in deinem Leben bist du dankbar?
Für meine Mama. Und mehr.
Für welche Erfindung bist du dankbar?
Die Fotografie.
Für welchen Ort bist du dankbar?
Immer genau für den, an dem ich mich grad wohlfühle.
Für welches Nahrungsmittel bist du dankbar?
Kartoffeln und Butter. Und Wasser sowieso.
Für was, das du gelernt hast, bist du dankbar?
Meinen Handwerksberuf.
Für welche Erinnerung bist du dankbar?
An Liebes-volle Momente.
Und an den Herbst 1989 und die damit verbundene und darauf folgende Euphorie und Kraft.
Für was aus der Natur bist du dankbar?
Für ganz viel. Aber besonders für das Stück Natur rund um unser Haus, weil ich es selbst unbehelligt sein lassen kann und es mich JEDEN Tag erfreut.
Für welches Wissen bist du dankbar?
Für das Wissen um die Sympathie anderer für mich.
Für welches deiner Talente bist du dankbar?
Selbst einen Schrank bauen zu können.
Und oft die richtigen (wenigen, aber prägnanten) Worte für die jeweilige Situation zu finden.
Für welche Momente aus der letzten Woche bist du dankbar?
Für die Tage mit Lea und die Geburtstagsfeier in der Prellerstraße.
Wirklich tolle Antworten! Vielen Dank für dein Mitmachen! Liebe Grüße, Julia 💟