Nach Sankt Petersburg gebeamt | Fotostrecke


Manchmal, wenn ich Fotos mache, sehe ich die Realität aus einem ganz anderen Blickwinkel. Dem der Kamera, versteht sich. Es ist nämlich so: Jeden Tag (oder mindestens jeden zweiten Tag) an einem bestimmten Ort vorbeizugehen, führt zwangsläufig dazu, nicht mehr hinzuschauen. Alles ist wie immer, nichts hat sich verändert. Tja, und damit hat sich die Sache erledigt. Ich nehme nicht wahr, wie besonders schön oder besonders hässlich oder eben besonders wert-fotografiert-zu-werden dieser Ort ist. Und dann, in einem fast magischen Moment, schaue ich durch das kleine Sichtfenster meiner Kamera. Und staune. Wie nur konnte ich die ganze Zeit übersehen, was meine Kleinstadt alles zu bieten hat? Von der bunten Treppe, die im Sommer an ein italienisches Künstlerviertel erinnert (hier), bis zum Panoramablick über die Stadt und ihre angrenzenden Wälder (hier und hier) oder dem Karthausgarten. In dem nicht nur die besten es-ist-eigentlich-viel-zu-heiß-um-etwas-zu-essen-Sommerpicknicks bei 40 Grad im Schatten veranstaltet werden, sondern der im Winter aussieht, als wäre man eben mal nach Sankt Petersburg gebeamt worden (wobei ich eigentlich keine Ahnung habe, wie es in Sankt Petersburg aussieht, aber so stelle ich es mir vor).

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Von wegen, Eisenach sei langweilig (vielleicht mit 16 Jahren, ja doch, das verstehe ich. Und ein paar mehr Möglichkeiten zum Ausgehen wären nicht schlecht, mehr junge Leute sowie ein Café mit weinroten Plüschsesseln und bezahlbarem, gutem Kaffee. Aber man kann ja nicht alles haben).

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Natürlich ist es wunderbar, in Leipzig zu studieren, keine Frage, und ohne ein bisschen Großstadt zwischendurch würde ich in Eisenach vermutlich verrückt werden (erwähnte ich ja bereits: zu wenig junge Menschen). Aber die unendlich langen Spazierwege (letztens hätte ich mich beinahe verlaufen, Bilder von diesem kleinen Abenteuer folgen bald), mein Lieblingscafé auf dem Markplatz, das kleine Kino mit dem extrasüßen Popcorn und unseren Garten würde ich auf kurz oder lang sehr vermissen. Ich glaube ich weiß jetzt, wie sich Heimat anfühlt.


11 Antworten zu “Nach Sankt Petersburg gebeamt | Fotostrecke”

  1. Der erste Satz ist immer toll- auch ohne Kamera 😉 Tolle Fotos, nur brauchen sie ein wenig zum laden (oder ist das nur bei mir so?^^)- ansonsten würde ich vorschlagen, die Bilder ein wenig zu verkleinern (also direkt im Format)- aber wie gesagt, vllt ists auch nur bei mir der Fall- Weiterhin viel Erfolg 🙂 Herta

  2. „Ich glaube ich weiß jetzt, wie sich Heimat anfühlt.“
    Gänsehaut-Satz
    Weil – das weißt Du schon längst.(!)
    Und – weil Du Deine nächste Nähe (Karthausgarten) mit St.Petersburg (einer großen Ferne) assoziierst. Fernweh? Heimweh?
    Ich wünsche Dir SOOOO sehr, beides zu genießen.
    Die Fotos sind übrigens KLASSE. Blaue Stunde pur. Besser kann man das Winterpalais (in besagtem St. Petersburg) auch nicht fotografieren…

    • Ach Matze, es ist so schön, deine Kommentare zu lesen. Sie stimmen mich nachdenklich UND fröhlich!
      Du hast Recht, eigentlich weiß ich längst, was Heimat bedeutet, aber manchmal wird mir so etwas erst beim Schreiben bewusst. Deswegen liebe ich es auch so sehr 🙂
      Mit den Fotos habe ich echt Glück gehabt. Mein kleiner Ausflug in den Karthausgarten (nach dem Einkaufen, mit schwerem Gepäck 😉 ) war sehr spontan. Mitten beim Fotografieren gingen dann die Laternen an. Das Winterpalais in Sankt Petersburg mit der Wandelhalle zu vergleichen, ist schon mutig 😀 Aber in der Stimmung der blauen Stunde stehen sich die beiden sicher in nichts nach. 😉 Liebe Grüße an euch alle ♥

  3. Da kriege ich doch glatt Heimweh – selbst, wenn meine woanders liegt 🙂

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