Tschüss Neidmonster


„Mischung aus Abscheu und Bewunderung“, so hat eine kluge Autorin den Begriff Neid in einem ihrer Bücher definiert. Sehr treffend, finde ich. Neid ist ein beißendes Gefühl. Es lässt dich Dinge denken, tun oder sagen, die du eigentlich niemals denken, tun oder sagen würdest. Wer neidisch ist, der fühlt sich klein. Klein und dick, klein und hässlich, klein und dumm, wahlweise gern auch klein und erfolglos. Nicht, weil dies den Tatsachen entspricht, ach was, sondern weil andere eben schlanker, schöner, klüger und erfolgreicher sind. Vergleich, das ist der Schlüssel. Der die gut gesicherte Stahltür aufschließt und das kleine, grüne Neidmonster herauslässt. Das spukt dann in unserem Kopf herum und zeigt mit dem Finger auf die Menschen, die in Klausuren die besseren Noten schreiben. Glücklich verliebt sind. Die mit ihrem Blog, der erst seit drei Monaten online ist, viel erfolgreicher sind als du. „Ha, guck mal“, sagt das grüne Neidmonster dann. „Die habens ja voll drauf! Und du? DU musst dich mal ein bisschen mehr anstrengen!“ Sein Ziel: Provokation. Seine Mission: erfolgreich.

In der Abi-Zeit hat mich das Neidmonster regelmäßig derart auf die Palme gebracht, dass ich anfing, den anderen nichts mehr zu gönnen. Ich ärgerte mich über ihre guten Noten, anstatt mich mit ihnen zu freuen. Jeder der schneller und effektiver arbeitete als ich, war mein Konkurrent.

Der übermäßige Ehrgeiz ist als Einziger vom Besuch des Neidmonsters begeistert – die beiden sind sozusagen best buddys und feuern sich gegenseitig richtig an. Zusammen bilden sie Team Eifer•sucht. Das Selbstbewusstsein hingegen schrumpft, wenn das Neidmonster auftaucht. Es wird immer kleiner und kleiner und kann sich nur noch aufrechthalten, indem es andere abwertet. Eine ganz blöde, verzwickte Situation. Damit sich das Selbstbewusstsein wieder erholen kann, muss das Neidmonster verschwinden, aber das funktioniert nur, wenn du aufhörst, dich mit anderen zu vergleichen. Dich auf dich selbst konzentrierst. Besonders in einer Gesellschaft, in der es vorrangig darum geht, Leistung abzuliefern, keine leichte Aufgabe. (Es ist nicht wichtig, die oder der Beste zu sein. Viel wichtiger sind Teamwork, Kreativität und kritisches Denken. Merkt ihr was? Schule versagt oft in allen drei Punkten. Ich mein ja nur … )

Habt ihr euer Neidmonster schon kennengelernt? Ich bin gerade dabei, meins einzufangen (ist in der Prüfungsphase wieder ausgebrochen). Und dann werde ich den Schlüssel zur Stahltür einfach … verlegen. Tschüss, Neidmonster!

 


8 Antworten zu “Tschüss Neidmonster”

  1. … und die hässliche Cousine des Neides ist die Heuchelei. Sie versucht dem Neidmonster Deckung zu geben. 😀 🙂
    Hübsche Gleichnisse … 😉
    Neidlose Grüße aus dem Garten 🙂

    • Vielen Dank!
      Die Heuchelei lässt sich zum Glück nicht oft blicken, und wenn, dann fängt sie nach kurzer Zeit an, sich zu langweilen. Und verschwindet wieder. Ihre Tante, die Aufrichtigkeit, ist nämlich sehr streng und lässt ihr absolut nichts durchgehen.
      Herzliche Grüße in den Garten! 😉

  2. Du schreibst mir aus der Seele. Glaub mir, ich kenne dieses fiese Neidmonster nur allzu gut. Wollen wir uns zusammen auf die Jagd nach ihm begeben? 😉
    Außerdem ist mir dazu ein Spruch von Cicero eingefallen:
    „Versuche nicht andere, sondern dich selbst zu übertreffen.“

    • Gerne! Und zwar so schnell wie möglich 😉
      Ha, dieser Cicero hatte es echt raus. Obwohl man auch da aufpassen muss (Stichwort übermäßiger Ehrgeiz).
      Ganz viele Grüße, liebe Lotta ♥

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